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Immenstaad lockt Experten an den See

Als Jürgen Beisswenger im Dezember 1993 Bürgermeister wurde, sah es bei Dornier nicht gerade rosig aus. Das Unternehmen baute Arbeitsplätze ab, die Mitarbeiter streikten vor den Werkstoren und Beisswenger, gerade mal acht Tage im Amt, musste vor Angestellten und Vertretern der Unternehmensleitung sprechen. "Da war mir ganz schön mulmig", erinnert er sich. Doch irgendwie hat er es geschafft, den richtigen Ton zu treffen.

Heute ist Beisswenger froh, dass sich die Lage bei der Dasa stabilisiert hat. Seit 1995 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Immenstaad von 4018 auf 4367 drei Jahre später. Anfang der 90er Jahre waren es noch rund 5600 und damit fast ebenso viele wie das Dorf Einwohner zählte.

Bald wird die Gemeinde 4800 Arbeitsplätze haben. 1998 eröffnete man das erste Gebäude des Technologie- und Gründerzentrums "Alte Ziegelei". Investor Rainer Heger hatte in dem gleichnamigen Gewerbegebiet auf 2500 Quadratmetern ein Bürogebäude gebaut, in dem heute Hochtechnologie-Unternehmen und Existenzgründer ihren Sitz haben. 120 neue Arbeitsplätze für Immenstaad, denen bald ebenso viele neue folgen, wenn im Sommer das zweite Bürogebäude Rainer Hegers bezugsfertig ist. "Wir sind selbst aktiv geworden, um das neue Gewerbegebiet zu erschließen. Rainer Heger trug das unternehmerische Risiko, für mich war es ein politisches", sagt Beisswenger, der sich zusammen mit Heger über verschiedene Formen von Technologie- und Gründerzentren in der näheren und weiteren Umgebung informiert hat. Direkt daneben baut die Firma Fränkel aus Friedrichshafen ein 20 000 Quadratmeter großes Büro- und Lagergebäude, in dem zur Zeit noch rund 4000 Quadratmeter Bürofläche zu mieten sind. Außerdem gibt es neben dem zweitem Bürogebäude von Rainer Heger noch Platz für ein drittes.

Neben der "Alten Ziegelei" hat Immenstaad noch zwei andere Gewerbegebiete: Steigwiesen und Bürglen. Alle drei beherbergen ganz unterschiedliche Unternehmen: So liegt bei der "Alten Ziegelei" der Fokus auf Software- und Ingenieurleistungen, Steigweisen bietet sieben Unter nehmen des verarbeitenden Gewerbes Platz und im Gewerbegebiet Bürglen haben vor allem Handwerks-, aber auch Software-Betriebe ihren Sitz. Dort kommt zu den sieben bisherigen Unternehmen ein Bürocenter hinzu, in das mehrere Firmen einziehen werden. Bis in zwei Jahren, so schätzt Beisswenger, wird direkt gegenüber der "Alten Ziegelei" das Gewerbegebiet Ziegelei Ost ausgewiesen werden, im "Bürglen" gibt es zur Zeit noch zwei bis drei freie Bauplätze. In den nächsten Jahren will Beisswenger weitere Gewerbeflächen anbieten.

Wenn der Flächennutzungsplan fortgeschrieben wird, sollen vor allem neue Flächen für kleinere und mittlere Betriebe entstehen. "Unser Ziel muss es sein, die Gewerbestruktur in Immenstaad zu verbreitern, das heißt zu den wenigen Großunternehmen müssen viele kleine und mittelständische Betriebe kommen", sagt der Bürgermeister. Ihm ist der enge Kontakt zu den einzelnen Firmen wichtig und wenn er im Ort unterwegs ist, schaut er bei dem einen oder anderen Unternehmen vorbei. So versuche die Gemeinde in der .Alten Ziegelei" Genehmigungsverfahren oder möglichen Erweiterungsbedarf der Firmen zügig abzuarbeiten.

Parallel dazu versucht die Gemeinde, Handel und Gewerbe in Immenstaad zu stärken. Eines der Ziele bei der Ortskernsanierung ist, die Fläche für Einzelhändler und damit das Angebot im Non-Food-Bereich zu erweitem. So sind in den Bebauungsplänen sowohl in der Haupt-, als auch in der Bach-, der Meersburger Straße und dem Wattgraben Flächen für Einzelhändler eingeplant. Eine Standortanalyse des Einzelhandels in der Gemeinde vor fünf Jahren hatte ergeben, dass im Bereich Sportartikel, Leder-, Spiel- und Haushaltswaren in Immenstaad noch Lücken sind.

Heute prägen Landwirtschaft, Tourismus und die gewerbliche Wirtschaft den Ort. Steigende Übernachtungszahlen belegen dessen Attraktivität. Und nicht zuletzt die Dasa, Nortel Dasa und Dornier sowie die Firma Draenert, die Designermöbel vertreibt und "Weltruf" genießt, wie Beisswenger sagt, sind Imageträger für den Ort am See, der vor Jahren zu den Gründungsmitgliedem der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) Region Friedrichshafen gehörte. Für den Bürgermeister ist Immenstaad eine dynamische und innovative Gemeinde. "Wir sind ein guter Standort im Bereich Forschung und Entwicklung", sagt er. Und Immenstaads schöne Lage direkt am Bodenseeufer macht es den Untermehmen leicht, hoch qualifiziertes Personal an den See zu locken.
(Birgit Hofmann)

Copyright Südkurier 07.06.2000

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